„Weniger arte, mehr Arbeiter-Illustrierte-Zeitung.“

Ein Rückblick auf das Projekt lunapark21 – zeitschrift zur kritik der globalen ökonomie

In der ersten großen Diskussion zum lunapark21-Projekt legten unsere Gestalter auch einen ersten Entwurf vor, wie das Ganze aussehen sollte. Und die Gestaltung war sehr gut. Es hat sich der ganz besondere Anspruch angekündigt, der die Arbeit an den Heften in den folgenden Jahren geprägt hat. Aber ich habe gemeckert – und meine Formulierung haben sich die Beteiligten gut gemerkt: „Weniger arte, mehr Arbeiter-Illustrierte-Zeitung.“

Damit wollte ich keinem Traditionalismus das Wort reden. Es ging nicht um das alte Selbstbewusstsein von Marxisten, in deren Theorie alles geklärt war: Die Revolutionen sind die „Lokomotiven der Geschichte“, die Gleise werden durch die ökonomische Entwicklung gelegt und die Kommunisten sind die Lokomotivführer, denn sie „haben theoretisch vor der übrigen Masse des Proletariates die Einsicht in die Bedingungen, den Gang und die allgemeinen Resultate der proletarischen Bewegung voraus.“ (Manifest der Kommunistischen Partei) – also darum ging es nicht. Die Redaktion von lunapark war nie der Überzeugung, in einer historischen Mission unterwegs zu sein.

Es ging mir um die ziemlich schwierige Verbindung zwischen dem Alltag der Leute und einer gründlichen Kritik der globalen wie der lokalen kapitalistischen Ökonomie. Historisch gesehen gibt es da weniger eine Verbindung, als eine sehr traditionelle Arbeitsteilung: Es gibt Leute, die malochen, finden vieles Mist und lesen manchmal schlaue Kritiken an der Welt, in der sie leben. Und es gibt Leute, die finden auch vieles Mist und schreiben schlaue Kritiken an der Welt, in der wir alle leben. Die Schnittmenge zwischen beiden Gruppen ist klein. Denn so wie diese Gesellschaft eingerichtet ist muss man sehr gegensätzliche Anforderungen in den 24 Stunden eines Tages unterbringen, wenn man in beiden Gruppen unterwegs ist.

Es ging mir um die ziemlich schwierige Verbindung zwischen dem Alltag der Leute und einer gründlichen Kritik der globalen wie der lokalen kapitalistischen Ökonomie. Historisch gesehen gibt es da weniger eine Verbindung, als eine sehr traditionelle Arbeitsteilung: Es gibt Leute, die malochen, finden vieles Mist und lesen manchmal schlaue Kritiken an der Welt, in der sie leben. Und es gibt Leute, die finden auch vieles Mist und schreiben schlaue Kritiken an der Welt, in der wir alle leben. Die Schnittmenge zwischen beiden Gruppen ist klein. Denn so wie diese Gesellschaft eingerichtet ist muss man sehr gegensätzliche Anforderungen in den 24 Stunden eines Tages unterbringen, wenn man in beiden Gruppen unterwegs ist.

Auch lunapark21 ist es leider nicht gelungen, zur Aufhebung dieser traditionellen Arbeitsteilung beizutragen. An der Gestaltung lag es nicht. Im Inhalt der Heften zeigte es sich, weil die Schwerpunkte rasch wechselten. Über Konflikte wurde berichtet, wenn sie sich zuspitzen – aber nicht, wenn sie stagnierten. Wir haben die Geschichten selten zu Ende erzählt. (Es finden sich immer Konflikte, die sich gerade zuspitzten.) Die damit verbundene Kurzatmigkeit, die teils schrägen apokalyptischen Töne laufen auf eine Selbstbestätigung eines eher engen Kreises aktiver Funktionäre oder funktionierender Aktivisten hinaus. Als normal arbeitender Mensch mit normalen Kolleginnen und Kollegen kann man sich das auf die Dauer kaum leisten. Das Problem ist alt. Eine Lösung für dieses Problem wäre etwas neues.

Erstveröffentlichung: Lunapark21, Ausgabe 62.

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