Und jetzt wohin?

Die neue Ausgabe des telegraph ist heraus – und auf den Wunsch der Redaktion findet sich dort auch ein Beitrag zu den herrschenden Zuständen und mehr: „Dokad od kapitalizmu – Wohin vom Kapitalismus aus?“ habe ich in freier Anlehnung an einen noch heute lesenswerten Text von Karol Modzelewski meine Überlegungen betitelt. Als Anregung zum Erwerb des Heftes – 120 spannende Seiten für gerade 6 Euro – findet sich der Text nun auch hier.

Ich habe vor, diesen aktuellen Beitrag um einige Vorarbeiten zu einer nicht-apokalyptischen Analyse des Kapitalismus zu ergänzen. Aber da Erkenntnis nun einmal nicht göttlich offenbart wird, sondern das Ergebnis von Arbeit ist und sich daher nur Schritt für Schritt ergibt, muß ich für um etwas Geduld bitten: Nicht immer gehen alle diese Schritte in die gleiche Richtung, geschweige denn, daß sie notwendig aufeinander folgen. Es hat lange gedauert, bis ich mir die Vorgeschichte der letzten Finanzkrise soweit auseinander gelegt hatte, daß ich sie wieder zusammensetzen konnte. Eine erste Fassung ist im letzten Herbst als Beitrag in einem Sammelband unter dem etwas akademischen Titel „Bubbles, Schocks und Asymmetrien“ erschienen. Eine erweiterte Fassung, unter Einbeziehung der Frage nach Bestimmung und Bedeutung der Zentralbankzinsen, demnächst hier auf diesem Blog.

Doch auch mit unvollständigen Kenntnissen lassen sich manche Entwicklungen grob aber zutreffend vorhersagen. Daß Keine Krise ewig dauert war 2005 genauso ein Gemeinplatz, wie heute. Nur leider ein Gemeinplatz, der gerade von Linken gern verdrängt wird. Und daß Vollbeschäftigung keinesfalls das Ende das Kapitalismus bedeutet, hätte hierzulande auch 2008 keine Überraschung mehr sein müssen. Gerade erst hat die deutsche Bundeskanzlerin bei der Internationalen Arbeitsorganisation ihre Erfahrungen in erfolgreicher Krisenpolitik angepriesen. Was sie da lobt, das habe ich vor drei Jahren in Lunapark21 so beschrieben:

„Wie der Blick in die Geschichte und in die Geschäftsbücher des Kapitals zeigt, muß der Kapitalismus an einer Beschränkung der Masseneinkommen nicht zugrunde gehen. Wenn der Widerstand gegen Arbeitshetze und Lohnkürzung gering ist, wird beides fortgesetzt. Nicht einmal vor einem leergefegten Arbeitsmarkt haben die Unternehmen heute Angst, da die Konkurrenz der Beschäftigten untereinander die Löhne niedrig hält. Unter diesen Bedingungen ist die Ankündigung von Vollbeschäftigung kein Versprechen. Es ist eine Drohung mit weiteren Sozialkürzungen und Arbeitszwang.“

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