Neueste Beiträge in dieser Kategorie
Orientierung
Gerade als einige Liberale mit dem Ende des Ostblocks auch das Ende der Geschichte ausrufen wollten, veröffentlichte der US-amerikanische Historiker Lawrence W. Levine 1993 ein Buch, das schon mit seinem Titel allzu eiligen Urteilen eine Absage erteilte: „The unpredictable past“ – „Die unvorhersehbare Vergangenheit“. Einleitend erinnerte er an einen alten Witz, wonach Radio Jerewan zu sowjetischen Zeiten auf die Frage „Was ist schwerer vorauszusagen, die Vergangenheit oder die Zukunft?“ eine weise Antwort gab: „Die Vergangenheit. Unsere Zukunft ist sicher, die Vergangenheit aber ist unvorhersehbar.“ Und Levine setzte fort: „Und nicht nur in totalitären Gesellschaften ist die Vergangenheit ein umstrittenes Terrain.“
Im Zuge verschiedener Konflikte sind auch die folgenden Texte entstanden. Und es ist kein Zufall, daß dabei immer wieder der Hinweis auf den alten Witz von Radio Jerewan auftaucht: Weniges ist haltbarer als die Hoffnung der Herrschenden, mit der Gegenwart auch noch Vergangenheit und Zukunft kontrollieren zu können.
Die Texte gruppieren sich um zwei Fragestellungen. Zum einen geht es darum, was es mit dem sogenannten realexistierenden Sozialismus und seinem Ende auf sich hatte. Die zweite Gruppe von Texten thematisiert Aspekte der Geschichte und Vorgeschichte des deutschen Faschismus. Ich habe die Texte nicht überarbeitet, werde nur bei Gelegenheit noch einiges hinzufügen. Damit nicht immer nur die aktuellen Sieger Geschichte schreiben.
Der Ostblock und die DDR- was war das?
1. Mitte der neunziger Jahre hatte es in der Berliner VL eine „Geschichtsrunde“ gegeben, in der wir uns einen Reim auf das Ende der DDR zu machen versuchten. Mein erstes Resümee konnte ich 1996 in der Zeitschrift „Sklaven“, Heft 26/27 und 28, sowie 1997 in den „heften zur DDR-Geschichte“ des Berliner Bildungsvereins der PDS veröffentlichen. Auch auf dieser Grundlage war es möglich, im Herbst 1999 in der Ausstellung „Der kurze Herbst der Utopie“ der Stiftung Haus der Demokratie einen ebenso knappen wie unsentimentalen Rückblick auf Aufbruch und Ende der DDR-Opposition zu geben.
Parallel bereiteten 1999 Bernd Gehrke, Wolfgang Rüddenklau und Anke Engelmann für den Verlag Westfälisches Dampfboot einen Sammelband vor, der unter dem Titel „… das war doch nicht unsere Alternative. DDR-Oppositionelle zehn Jahre nach der Wende“ authentische Inhalte und Konzepte des Aufbruchs von 1989 vorstellen sollte. Dazu steuerte ich diese knappe Zusammenfassung zur Kritik des Systems der DDR-Ökonomie bei:
Die Hebelwirtschaft der DDR – Zur Kritik einer moralischen Ökonomie. erschienen in: Bernd Gehrke, Wolfgang Rüddenklau (Hg.): „… das war doch nicht unsere Alternative. „, Verlag Westfälisches Dampfboot, Münster 1999
2. Ebenfalls ein Produkt der Debatten dieser Jahre war eine Rezension, die schon 1998 in der Zeitschrift „WerkstattGeschichte“ erschien. Es ging um die Dissertation von Martin Jander – und damit um die „Initiative für Unabhängige Gewerkschaften“, eine der Neugründungen des Herbstes 1989. Da aber Jander in seiner Arbeit die „Totalitarismustheorie“ des Forschungsverbunds „SED-Staat“ zur weltanschaulichen Grundlage wählte, um vor diesem Hintergrund die DDR-Opposition als spezifisch deutsche Ausformung einer sozialistischen Romantik vorzuführen, mußte die Rezension etwas grundsätzlicher argumentieren. Leider kann ich zur Zeit nur einen Link zum Scan anbieten: Vorsicht! 3,7 Mb.
3. Zwei Ansichten. Uwe Johnson und der 13. August 1961 – ein Beitrag für die tageszeitung jungeWelt zum vierzigsten Jahrestag des Mauerbaus 2001, der dort aber nicht erscheinen sollte.
4. Geschichtspolitik als Wahltaktik. Die PDS und der 13. August 2001, SoZ, 17.08.2001
5. Ein Blick über den deutschen Tellerrand: ein Überblick über mehrere polnische Veröffentlichungen zur Solidarność – mit Querverbindungen zu weiteren Publikationen aus den USA und anderen Ländern:
Solidarität als Geschichte. 5 polnische Bücher mit Analysen und Quellenpublikationen über die NSZZ Solidarność. Horch und Guck, Heft 35 (=3/2001)
6. Ein eher beschreibender Text zur Geschichte zur DDR in der Ära Honecker:
„Die Ökonomie ist Mittel zum Zweck“ oder: Die DDR und ihr ökonomisches Grundgesetz, Horch und Guck, Heft 43 (=3/2003)
7. Die Währungsunion und die Entstehung der Treuhandanstalt – Anmerkungen zur politischen Ökonomie des neuen Deutschland, erschienen in: Stefan Bollinger (Hg.): Das letzte Jahr der DDR. Zwischen Revolution und Selbstaufgabe. Berlin 2004
8. Der Fall von „Horch und Guck“. Zur politischen Ökonomie der Aufarbeitung der SED-Diktatur, Stiftung Haus der Demokratie, Hauspost, August 2007,
9. Kapital als kleineres Übel? Auch 20 Jahre nach 1989 stellt der Osten die industrielle Reservearmee, Lunapark21, Heft 7, Herbst 2009
10. Im Spätsommer 2009 gab es ein gemeinsames Projekt der SoZ (Köln) und des express (Frankfurt/Main), das Leute aus der DDR-Opposition zur Stellungnahme zu über 20 wohlüberlegten Fragen aufforderte. Hier finden sich nur die Fragen und meine Antworten, die gesamten Antworten von Thomas Klein, Renate Hürtgen, Klaus Wolfram u.a. enthält – mit weiteren Texten – das Heft 20 der Ränkeschmiede: „Einblick auf ein verborgenes Terrain. Diskussion über die DDR und 20 Jahre 1989“, Frankfurt/M. August 2010
11. Arbeit am Mythos. Der Mauerfall als Gründungslegende der vergrößerten BRD. SoZ 12/2009
12. Die DDR und ihre rebellischen Kinder. Linke Opposition in der Ära Honecker. In: Bernd Hüttner/Marcel Bois (Hg.), Beiträge zur Geschichte einer pluralen Linken, Heft 2, Rosa-Luxemburg-Stiftung 2010
13. Vom Kampf gegen die Politbürokratie zur Verteidigung der DDR. Unabhängige Linke im Kurzen Herbst der Utopie 1989/90. In: Bernd Hüttner/Marcel Bois (Hg.), Beiträge zur Geschichte einer pluralen Linken, Heft 2, Rosa-Luxemburg-Stiftung 2010
Von 1918 bis 1945 – nicht nur deutsche Geschichten
1. (mit Rita Röhr) Rezension zu: Michael G. Esch, „Gesunde Verhältnisse“. Deutsche und polnische Bevölkerungspolitik in Ostmitteleuropa 1939-1950, Materialien und Studien zur Ostmitteleuropa-Forschung Bd. 2, http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de, 16.04.2001
2. Rezensionen zu zwei Büchern zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung: Jens Becker über Heinrich Brandler und die Autobiographie von Theodor Bergmann. IWK 4/2003
3. Skandalaffäre Thälmann. Worum ging es? Die Wittorf-Affäre und die Stalinisierung der Komintern, junge Welt, 18. Oktober 2003
4. Schuld der Mehrheit? Götz Alys moralische Revision der Faschismusforschung, junge Welt, 29. Januar 2005
5. Verzerrte Perspektive. Woher kam die »innere Festigkeit des deutschen Volkes«? Götz Alys Erklärung der innenpolitischen Stabilität des deutschen Faschismus und einige Gründe für ihre Attraktivität, junge Welt 6. Mai 2005
6. Ein Bürgerkind auf dem Heimweg. Götz Alys Verteufelung der sozialen Gleichheit, junge Welt, 13. August 2005