1. In der (links)liberalen Haaretz hat Alon Idan das Schweigen der sozialen Protestbewegung zur Besatzung kritisiert. Er geht dabei auf die Befürchtungen ein, die Berücksichtigung der Besatzungspolitik könnte Uneinigkeit und Spaltungen in die Bewegung tragen, ihren populären Protest in eine „politische“ Bewegung verwandeln.
Idan schreibt nicht, daß diese Befürchtungen unbegründet sind. Sondern er schließt, daß genau dies eine Funktion der Besatzung ist: die Öffentlichkeit zu spalten und jeden Protest unmöglich zu machen. Und er bleibt dabei nicht stehen, sondern kennzeichnet die Checkpoints und Mauern als die „geographischen Manifestationen des Kapitalismus“ und erkennt in der Spaltung das Grundprinzip der Konkurrenz des sogenannten „freien Marktes“:
Auch der „freie Markt“, eines der Hauptthemen der Protestbewegung, ist verbunden mit dem Prozeß der Teilung und Spaltung. Neben dem Chaos, das im Konzept des Marktes enthalten ist, ist da der zutiefst ironische Gebrauch des Wortes „frei“ – der Arbeiter ist frei, gegen seinesgleichen zu konkurrieren, während er weiß, daß der Erfolg des einen die Niederlage des anderen ist. Kann das Wort „frei“ wirklich auf Prinzipien angewendet werden, die ständigen Wettbewerb und Überlebenskampf zwischen den Einzelnen befürworten?
Und er schließt mit der Warnung:
Der gegenwärtige Protest entstand aus dem Gefühl der Isolation, das in der Spaltung der israelischen Gesellschaft seine Grundlage hat. Die Besatzung, dieses Symbol der Trennung, wird in den Zeltstädten nicht erwähnt, weil es den Protest zu verdunkeln droht. Dieser andauernde Widerspruch bedeutet das Ende des Protests.
2. Als Ergänzung zu den bereits gelieferten Übersetzungen nun noch ein älterer Text von Assaf Adiv: Israel nach dem Zionismus: Die Regeln haben sich geändert, von Ende 2007. Eine Schilderung der sozialen Veränderungen, die mit der Globalisierung und Privatisierung der israelischen Wirtschaft verbunden waren. Das von Assaf verwendete Buch von Jonathan Nitzan und Shimshon Bichler findet sich – auf englisch – frei im Netz: The global political economy of Israel.
3. Die hier vorgelegten Übersetzungen finden sich auch da, wo sie vor allem hingehören, auf der Challenge-website. Deshalb sollte aber keine/r glauben, daß damit diese Übersetzungsfrage ein für allemal gelöst ist: Nicht nur für das Kapital ist Arbeitsteilung produktiv, in der politischen Arbeit gegen das Kapital gilt das gleiche.